UV-Gel – Haltbare Farben und beeindruckende Effekte
Wenn man sich über die Kunst des Nageldesigns informieren oder sich gar selbst daran versuchen will, kommt man in der Regel nicht an dem Begriff „UV-Gel (Amazon)“ vorbei, weil es sich hierbei um einen Grundpfeiler der Nagelmodellage handelt. Da es bei der Flut an verschiedenen Varianten der Gel-Produkte allerdings schon mal zu Verwirrungen kommen kann, wollen wir im Folgenden versuchen, ein wenig Klarheit über die Funktionsweise, Anwendung und Arten von UV-Gel zu schaffen.
Bestandteile und chemische Vorgänge
Die Liste der in UV-Gel enthaltenen Stoffe ist lang und soll hier aus Fokussierungsgründen nicht vollständig abgebildet werden. Hauptbestandteile des UV-Gels sind die Acrylate (Kunststoffe) in verschiedenen Molekül-Strukturen wie Oligomeren, Monomeren und Polymeren. Polymere wiederum sind große Moleküle, die aus einer hohen Anzahl kleiner Moleküle (Monomere) bestehen. Durch die Bestrahlung mit UV-Licht wird den Polymeren Energie zugeführt, wodurch es zur Polymerisation kommt, also der Verbindung der einzelnen Monomere miteinander.
Bei diesem Vorgang bilden die Monomere lange Molekül-Ketten, die die Aushärtung und damit einhergehende Stabilität des Gels bewirken. Daneben reduzieren enthaltene Katalysatoren die benötigte Energiemenge, Initiatoren beschleunigen die Kettenbildung und Stabilisatoren verhindern das frühzeitige Aushärten ohne UV-Lichtbestrahlung. Das Modellieren mit UV-Gel ist die wohl beliebteste Methode im Bereich des Nageldesigns, in Konkurrenz zur Acryl- und Fiberglasmethode.
Anwendung und Vorteile von UV-Gel
Das UV-Gel wird im flüssigen Zustand mithilfe eines Pinsels auf den Nagel aufgetragen und dort beliebig modelliert. Da es im Gegensatz zu Pulver-Flüssigkeiten erst unter UV-Licht aushärtet und nicht bei Zimmertemperatur an der Luft, ist es wesentlich leichter zu verarbeiten und sondert keine unangenehmen Acrylat-Dämpfe ab. Zusätzlich wird durch das Auftragen mehrerer Schichten eine hohe Stabilität gewährleistet und der Naturnagel vor äußeren Einflüssen geschützt.
Nähere Informationen diesbezüglich finden sie in unserem Beitrag „Gel Fingernägel – Die Vor- und Nachteile“. Die Möglichkeit dem UV-Gel verschiedene Farbstoffe zuzusetzen, macht es zudem besonders vielseitig einsetzbar und dementsprechend besonders beliebt im Bereich der Nail Art.
Die verschiedenen Arten von UV-Gel
Basis- oder Grundierungs-Gel
Das Basis-Gel (oder auch Grundierungs-Gel genannt) stellt die erste Schicht der Nagelmodellage. Es dient hauptsächlich als Haftvermittler für die zweite Gelschicht mit Aufbau-Gel und außerdem dem Schutz des Naturnagels. Dadurch verhindert es auch bei sorgfältigem Auftragen das Entstehen von Liftings.
Es ist in der Regel nicht so dickflüssig wie Aufbau-und Versiegelungs-Gel und kann dementsprechend auch in einer besonders dünnen Lage aufgetragen werden. Die gesonderte Verwendung eines Primers wird dadurch entbehrlich. Basis-Gel härtet – wie alle UV-Gele – nur unter UV-Licht aus.
Aufbau-Gel
Das Aufbaugel kommt nach dem Aushärten des Basisgels zum Einsatz. Das Aufbau-Gel ist der Grundpfeiler des Nageldesigns mit UV-Gel und bildet die einzige Schicht, die tatsächlich „modelliert“ wird. Insbesondere bei der Naturnagelverstärkung – und verlängerung kommt ihm eine entscheidende Rolle zu.
Nach dem Aushärten des Basis-Gels, wird eine etwas dickere Schicht Aufbaugel aufgetragen, damit der Nagel etwas dicker erscheint und eine höhere Stabilität erlangt. Das geschieht jedoch, ohne die Schwitzschicht zuvor abzunehmen. Nach dem Aushärten unter UV-Licht wird der Nagel mit der Feile in die gewünschte Form gebracht und Unebenheiten werden ausgeglichen. Das Aufbau-Gel lässt sich durch seine spezielle Viskosität besser befeilen und gleichmäßiger auftragen als andere Gele.
Durch die Verwendung eines rosafarbenen oder leicht milchigen Aufbaugels können zudem zusätzliche Effekte eingearbeitet werden.
Versiegelungs-Gel
Das Finish- oder Versiegelungs-Gel bildet die letzte Schicht der Nagelmodellage und vollendet sie damit. Es wird nach dem Aufbaugel aufgetragen und anschließend im UV-Lichthärtungsgerät getrocknet. Die Schwitzschicht sollte hier entfernt werden. Versiegelungs-Gel ist in der Regel klar und etwas dünnflüssiger.
Daher wird es nur in einer sparsamen Schicht aufgetragen wird und liefert dem Nagel den sogenannten „Hochglanzeffekt“. Letzteres ist regelmäßig nötig, da das Aufbau-Gel beim Modellieren noch befeilt und mit dem Buffer angeraut wird.
3in1- oder 1-Phasen-Gel
3in1- oder 1-Phasen-Gele werden von vielen Herstellern als Alternative zu Basis-, Aufbau- und Versiegelungsgel angeboten. Sie ersetzen letztere und können für jede Schicht der Modellage verwendet werden.
Farb- und French-Gel
Farb- und French-Gele enthalten lediglich zugesetzte Farbstoffe und unterscheiden sich im Übrigen weder in Anwendung noch in Konsistenz von den anderen UV-Gelen. Sie werden entweder nach oder ergänzend zu dem Aufbaugel aufgetragen.
Die Dispersionsschicht
Die Dispersions- oder auch sogenannte Schwitzschicht entsteht beim Aushärten von UV-Gelen unter dem Lichthärtungsgerät. Hier findet eine Polymerisation statt, bei der durch die Zufuhr von Energie (in Form der Bestrahlung mit UV-Licht) die im Gel enthaltenen Monomere zur Kettenbildung veranlasst werden. Dabei wird Flüssigkeit abgesondert, um eine Härtung der Gelschicht zu bewirken. Die Dispersionsschicht kann nach dem Aushärten mit einem Cleaner und Zelletten entfernt werden.
Dies ist allerdings nicht zwingend bei jeder Schicht notwendig, da sie auch als Haftvermittler zwischen den verschiedenen Gelschichten fungiert. So wird insbesondere beim Auftragen mehrerer Lagen Aufbaugel von dem Abwischen abgesehen. Vor der Verwendung einer anderen Variante Gel (bspw. Basisgel und anschließend Farbgel), wird die Dispersionsschicht dagegen von den meisten professionellen Nageldesignern entfernt und der Nagel stattdessen mit dem Buffer leicht angeraut.
UV-Nagellack – Was ist das und was bringt es?
UV-Nagellack ist der (mittlerweile nicht mehr ganz so geheime) Geheim-Tipp in der Nageldesign-Branche. Es gibt ihn sowohl in zahllosen bunten Farben, als auch als farblosen Topcoat. Im Gegensatz zu normalem Nagellack verspricht er eine wesentliche längere Haltbarkeit auf den Nägeln und höhere Resistenz gegen Kratzer und Risse. Neben den Besonderheiten bei der Anwendung, ziehen genau diese Vorteile allerdings auch Nachteile gegenüber normalem Nagellack mit sich.
Die Anwendung von UV-Nagellack
Während handelsüblicher Nagellack einfach auf dem Nagel verteilt wird und lufttrocknet, ist das Auftragen des lichthärtenden UV-Lacks (Amazon) viel mehr mit der Arbeit mit UV-Gel zu vergleichen. Der Naturnagel wird auch hier zunächst dadurch vorbereitet, dass die Oberfläche mit einem Buffer leicht angeraut wird. Empfehlenswert (aber nicht zwingend) ist es danach einen Basis-UV-Lack aufzutragen, damit die Farbe anschließend länger hält.
Dieser muss etwa 2 Minuten unter dem UV-Gerät ausgehärtet werden. Ohne die Dispersionsschicht (Schwitzschicht) zu entfernen, wird im Anschluss der farbige UV-Nagellack aufgetragen und nochmals unter UV-Licht ausgehärtet. Danach ist die Schwitzschicht mit einem Cleaner (Amazon) zu entfernen. Eventuell kann nun noch als Finish ein Versiegelungslack auf die gleiche Art und Weise aufgetragen werden.
Die Vorteile von UV-Nagellack
- Haltbarkeit:
Der wohl größte Vorteil von UV-Nagellack ist seine wesentlich längere Haltbarkeit. Die meisten Lacke garantieren drei bis vier Wochen perfekte Farben ohne Nachlackieren. - Optik und Deckkraft:
Im Vergleich zu normalem Lack, bestechen die UV-Konkurrenten mit effektvolleren und kräftigeren Farben und lassen den Nagel durch die festere Konsistenz stärker aussehen. - Stoßfestigkeit:
Durch die Lichthärtung ist der Lack wesentlich unempfindlicher gegen Abblättern, Kratzer und Stöße. Das Nagelbild bleibt also über Wochen ansehnlich und muss nicht ausgebessert werden. - Schnellere und sichere Trocknung:
Ärgerlich ist häufig die lange Trocknungszeit bei handelsüblichem Lack. Nach der Aushärtung im UV-Lichthärtegerät sind die Nägel beim UV-Nagellack dagegen direkt trocken und damit stoßfest.
Die Nachteile von UV-Nagellack
Neben eventuellen Hautunverträglichkeiten, ist der wohl größte Nachteil von UV-Lacken ihre Entfernung, die von Nageltyp und Produkt abhängig ist. Zunächst gibt es Arten von UV-Nagellack, bei denen als Gegenstück auch ein – speziell zur Entfernung dieser – entwickelter Remover (Amazon) angeboten wird. Bei anderen Varianten bleibt nur der Griff zu einem stark acetonhaltigen Lösungsmittel, in dem die Nägel eingeweicht werden können.
Jedoch lässt sich die Lackschicht in einigen Fällen nicht so einfach abziehen, wie dies von den Herstellern suggeriert wird. In Einzelfällen hilft es allerdings, die Nageloberfläche vor der Benutzung des Removers mit einem Buffer leicht anzurauen, damit das Aceton besser in den Lack eindringen kann.
Wenn aber auch dies nicht zum gewünschten Erfolg führt, bleiben nur zwei Möglichkeiten: Den Lack herauswachsen lassen oder der Griff zur Feile. Im letzteren Fall muss der UV-Nagellack Stück für Stück vorsichtig heruntergefeilt werden, bis der Naturnagel wieder zum Vorschein kommt. Ähnlich wie bei der Anwendung von UV-Gel, kann dieses Vorgehen den Fingernagel angreifen und bei falscher Handhabung sogar zu erheblichen Schäden im Nagelbild, verbunden mit einer langen Regenerationszeit, führen. Dessen sollte man sich vor dem Kauf bewusst sein.
UV-Lichthärtungsgerät – Trocknen von UV-Nagellack und -Gel
Ein UV-Lichthärtungsgerät ist unerlässliche Voraussetzung für die Nagelmodellage mit UV-Gel und das Arbeiten mit UV-Lacken. Diese härten nämlich im Gegensatz zu den lufttrocknenden Acrylgelen nur unter der UV-Lampe aus, denn erst die Lichtzufuhr bewirkt die festigende Polymerisation der Kunststoff-Moleküle.
Das UV-Lichthärtungsgerät ist in der Regel so aufgebaut, dass die Finger eingeführt werden können und auf einer Ablagefläche ruhen, während sie durch die UV-Röhren von oben und den Seiten bestrahlt werden. Ein Timer gewährleistet dabei die Einhaltung der optimalen Härtungszeit. Allerdings gibt es auch kleinere Versionen für die einzelnen Finger, die jedoch von den meisten Nageldesignern als unpraktisch empfunden werden.
Da UV-Strahlen wie gemeinhin bekannt auch Gesundheitsrisiken bergen, enthalten qualitativ hochwertige Geräte ein Filtersystem, dass nur UV-A-Strahlen durchlässt und die Risiken so minimiert. Daher sollten sie beim Kauf unbedingt auf das CE-Zeichen achten, das die Einhaltung der Sicherheitsrichtlinien gewährleistet.
UV-Nagellack-Set – Für lange haltende Farben
UV-Nagellack erfreut sich einer immer größer werdenden Bekannt- und Beliebtheit, da er eine enorm lange Haltbarkeit auf den Fingernägeln verspricht und besonders beeindruckende Farbergebnisse erzielt werden können.
Da die speziellen Lacke nur unter UV-Licht aushärten, ist eine entsprechende Ausrüstung notwendig. Eine solche findet sich in einem UV-Nagellack-Set. Neben UV-Lack in verschiedenen Farben und Varianten, enthält ein solches UV-Nagellack-Set auch die benötigten Arbeitswerkzeuge, die nur einmal angeschafft werden müssen.
Dazu gehören insbesondere ein UV-Lichthärtungsgerät, Feilen, Zelletten, Orangenholzstäbchen und Buffer. Ein optimal ausgestattetes Paket beinhaltet außerdem einen Basis- und Versiegelungs-Lack, Cleaner und einen Remover, der das Entfernen der Lacke erleichtern soll.
Der Basis-Lack dient als Grundlage und Haftvermittler für den UV-Lack. Er muss ebenfalls lichtgehärtet werden. Der UV-Nagellack kann danach praktisch mit dem integrierten Pinsel wie ein normaler Nagellack aufgetragen werden. Nach dem er unter UV-Licht getrocknet ist, kann der Vorgang wenn gewünscht auch wiederholt werden.
Im Anschluss vollendet eine dünne Schicht Versiegelungs-Lack das Ergebnis, welcher ebenso im Lichthärtungsgerät aushärten muss. Die Schwitzschicht wird erst und ausschließlich nach dem Aushärten der Versiegelung entfernt.
Grafikquellen:
monibela – unhas decordas 22 nails unter CC